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Кагуан: безбрежная река народной культуры

 

 
Речь, произнесённая 29 сентября 2001 г.
Автор: Фидель Кастро Рус

 


Партизан


Die Geschichte der Besiegten.
Vom Widerstand der indigenen Võlker



Vor mehr als 500 Jahren, am 12. Oktober 1492, landete der Genueser Seefahrer Christoph Kolumbus auf einer Insel in der Karibik. Aus europäischer Sicht markiert dieses Datum die Entdeckung und den Beginn der Eroberung Amerikas. So wird dieser Tag auch noch heute in den dortigen Schulen gefeiert, in denen kein anderes Geschichtsbild vermittelt wird, als das der großen, weißen, heldenhaften Männer. Die, von denen die Namen heute bekannt sind, gehörten allesamt der wirtschaftlichen, politischen oder militärischen Elite an.

Für die Ureinwohner Amerikas (heute insgesamt nur noch 50 bis 60 Millionen) ergibt sich ein anderes Bild. Für sie bedeutete die Anwesenheit der Europäer nichts anderes als die Besetzung ihrer angestammten Gebiete, die Zerstörung ihrer Kultur, die Auferlegung verschiedener Formen von Knechtschaft und den Beginn einer langen Etappe der Barbarei im Namen einer »Zivilisation«, die bis heute die Existenz zahlreicher indigener Gemeinschaften bedroht.

Angesichts dieser Entwicklung führten die Ureinwohner Amerikas im Laufe der Jahrhunderte einen zähen, noch immer andauernden Kampf um die Respektierung ihrer Traditionen, ihrer Stammesgebiete und ihrer kulturellen Identität. Diesen Forderungen wurde damals und wird heute mit brutaler Gewalt begegnet.

Der Widerstand der indigenen Völker Lateinamerikas nahm über die Jahrhunderte verschiedene Formen an. Aus Protest wurden ganze Siedlungen niedergebrannt, etwa auf Befehl des Kaziken Sagipa, der die Machthaber zwang, die Stadt Santafé de Bogotá auf den Trümmern neu zu errichten. Es wurde indigenes Recht angewendet, um den Landbesetzungen entgegenzuwirken und die Mißhandlungen durch die encomenderos (Großgrundbesitzer) anzuzeigen. Auch kollektive Selbstmorde gab es.

Im Arbeitsalltag wurden andere Formen des Widerstandes gegen die dominante Kultur der Eroberer entwickelt. Die »faule«, »feindselige« und »bösartige« Wesensart, die den Ureinwohnern von den europäischen Eroberern zugeschrieben wurde, war nichts anderes als eine Beschreibung des passiven Widerstandes, den die zu einer Art Fronarbeit gezwungenen indigenen Gemeinschaften gegenüber den Machthabern leisteten.

Der bewaffnete Widerstand hat den vor allem spanischen, portugiesischen und französischen Eroberern Kopfzerbrechen bereitet. Auf dem Gebiet des heutigen Kolumbien waren zahlreiche indianische Gemeinschaften wie die Muzos in der Region Vélez, die Panches in Tibacuy, Tocaima, Anolaima und Villeta, die Pijaos in den Regionen Natagaima und Coyaima, die Paeces im Cauca und andere aus Santa Marta und Cartagena bekannt für ihren erbitterten Widerstand gegen die Eroberung durch den weißen Mann.

Der rechtmäßige Verteidigungskampf der Ureinwohner wurde durch die spanischen Geschichtsschreiber in ein völlig falsches Licht gesetzt, indem sie das Bild des wilden oder menschenfressenden Indios vermittelten. Aber der Kampf brachte auch zahlreiche Führer des indigenen Widerstandes hervor, wie zum Beispiel die Kaziken Nutibara, Tundama, Calarcá, Saboyá, Maitamac, Acaime, La Gaitana, Lupachoque und Toné, deren heroischer Kampf ein wichtiger, aber bis heute weitgehend verschwiegener Teil unserer gemeinsamen Geschichte ist.

Die encomenderos waren diejenigen Spanier, die als Dank für ihre militärische Hilfe bei der Unterwerfung der indigenen Völker nicht nur ein Stück Land erhielten, sondern auch die darauf wohnenden Ureinwohner von der spanischen Krone quasi als Eigentum zugesprochen bekamen. Sie durften mit ihnen verfahren, wie sie wollten, meist wurden die indianischen Gemeinden zur Feldarbeit verdammt, wie zur Fronarbeit im mittelalterlichen Europa.



Партизан



Von Caonabó nach Tundama


Caonabó, ein karibischer Häuptling auf der Insel La Española (heute Dominikanische Republik) war einer der ersten Führer des indianischen Widerstandes gegen die Spanier, die mit Kolumbus in der Region einfielen. Sobald er von der Anwesenheit der Spanier und ihren Besitzansprüchen erfuhr, organisierte der gebürtige Karibe in der Provinz Managua den Kampf gegen die »weißen Eindringlinge«, in dessen Verlauf den Spaniern große Verluste zugefügt wurden. Ein anderes Mal überfiel er mit seinen Kriegern das Fort Navidad, das die Spanier aus den Überresten des Flagschiffes Santa Maria erbaut hatten. Die Belagerung und den Kampf um Fort Navidad überlebte keiner der spanischen Soldaten. Zu den militärischen Erfolgen des Kaziken gehört auch der Angriff auf die Festung Santo Tomás.

Da es unmöglich schien, Caonabós gewaltsam Herr zu werden, bediente sich Alonso de Ojeda, Oberbefehlshaber der spanischen Truppen, einer List. Er besuchte Caonabó in vermeintlich friedlicher Absicht. Als Gastgeschenk brachte er ein Paar Fußschellen mit, die er dem Kaziken als Geschenk überreicht. Caonabó, dem die Fesseln unbekannt waren, hielt sie für einen Schmuck. Als die Verschlüsse einrasteten, stürzten die Soldaten auf ihn und nahmen den kampfstarken Kaziken fest.

Aus der Sicht der Eroberer, die unsere Geschichtsschreibung bis heute bestimmt, sind dieser leichte Sieg und andere der »Geistesschärfe« der Eroberer und der »Naivität« der Eroberten zu verdanken. Aus der Sicht der Besiegten aber waren es die unbekannten Kulturelemente der Spanier, wie Handfeuerwaffen, Pferde und Jagdhunde, die zu den Siegen beitrugen.

Aber die Völker lernten aus ihren Erfahrungen, und bald schon waren ihnen diese neuen Elemente vertraut. Sie lernten, mit ihnen umzugehen, und sie lernten ihre Schwächen kennen. Auf diese Weise, und mit der Erkenntnis über die waren Intentionen der Eroberer, wurde der indianische Widerstand immer effektiver.

Diese neue Haltung der Ureinwohner wurde von einigen europäischen Chronisten durchaus wahrgenommen. In seinen »historischen Notizen« erzählt Fray Pedro Simón eine Episode aus der Zeit der Eroberung wie folgt:

»Der spanische Kapitän Baltasar Maldonado wandte sich an den Kaziken Tundama, der den Eroberern erklärtermaßen Widerstand leisten wollte. »Du tätest besser daran, dein Leben und das deiner Gefolgsleute mit Mauern und Palisaden aus Frieden und Freundschaft zu schützen, denn das ist es, was wir dir zu wünschen und garantieren gekommen sind. (...) Diesen Frieden trage ich dir an ein ums andere Mal und die Unterordnung unter den König von Spanien, der dich gegen jegliche Angreifer verteidigen würde, denn seine königlichen Hände sind allmächtig.«

Darauf antwortete der Kazike Tundama: »Halte mich nicht für so barbarisch, daß ich den Frieden und die Früchte, die ihm erwachsen, gering achte. Auch die Freundschaft, die ihr mir antragt, würde ich euch gerne erwidern, wüßte ich nicht um euer Ränkespiel, uns mit sanften Worten in eure Freundschaft einzuzwingen, um uns alsbald mit Tributlasten zu ersticken.« Nach diesen Worten ließ der Kazike den Quellen zufolge einen Pfeil aus seinem Bogen schnellen und gab damit das Zeichen zum Angriff.


La Gaitana: Ein weiteres Symbol des indigenen Widerstandes


1538 wollte Pedro de Añasco, General der Truppen von Belacázar und von diesem mit der Gründung der Stadt Villa de Timan beauftragt, einen Aufstand der Indianer in dieser südkolumbianischen Region niederschlagen. Dabei wurde auch der Sohn der Kazikin La Gaitana ermordet. Die Spanier verbrannten ihn bei lebendigem Leibe.

Die Stämme der Andakies, Yalkones und Paeces vereinigten sich daraufhin unter der Leitung der Kazikin. Eine weitere Allianz führte die Schlacht im Tal von Yguilga, in der weite Teile der spanischen Truppen eingekesselt wurden. Unter den Gefangenen befand sich auch Añasco. Zur Strafe für seine Verbrechen wurde er an einen Baum gebunden, geblendet und als Beispiel der Besiegbarkeit der Eroberer durch die Dörfer geführt. Der Kampf in der Region dauerte noch ein ganzes Jahr an, am Ende siegte die Übermacht der Spanier, aber der Preis war die völlige Zerstörung der Region. Der Sieg ließ verbrannte Erde zurück.

Zahlreich sind die Beispiele für den indianischen Widerstand. Der Kampf ist tatsächlich niemals ganz zum Erliegen gekommen, er läßt sich bis weit über das Ende der Kolonialzeit hinaus verfolgen. Bis in unsere Zeit. Heute allerdings werden die Kämpfe unter anderen Bedingungen geführt. Im Zeitalter der Globalisierung will man uns die scheinbar ultimativen Werte des Marktes und der Konkurrenz schmackhaft machen, ohne dabei kulturelle Besonderheiten zu beachten. Ähnliches hatten schon einmal die Spanier versucht.

 

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