junge Welt - 17.06.2001
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Variationen über den Kolumbienplan

Von Carlos Fazio // Journalist und Schriftsteller, Uruguay/Mexiko

Über die »unvermeidliche Wendung«, die der Kolumbienplan unter der Bush-Administration nehmen würde, konnte man in den vergangenen Monaten viel lesen. Der Militärplan hat dabei auch Kritik innerhalb der Vereinigten Staaten erfahren. Aber es wurde auch, und mit Recht, darauf hingewiesen, daß Washington dem inneren kolumbianischen Konflikt gegenüber nicht »neutral« sein kann. In diesem Punkt braucht man sich keine Illusionen mehr zu machen. Der Plan wurde im Zwei-Parteien-Konsens angenommen und ist Teil eines gewaltigen geostrategischen Projektes des Pentagon und der multinationalen Konzerne, das der Logik der Expansion des US-Finanzkapitals in Lateinamerika unterworfen ist. Diejenigen, die zugunsten einer Veränderung dieser Politik argumentieren, berufen sich angesichts des Risikos, im Herzen Südamerikas wie in Vietnam in einem Sumpf zu versinken, auf den »Skeptizismus« von Henry Kissinger. Ihre Position ist, daß der Kolumbienplan noch nicht einmal einer genauen Prüfung durch diejenigen Kreise US-amerikanischer Politik standhalten würde, die der in Panama und im Persischen Golf siegreichen »Powell-Doktrin« anhängen. Positionen, die für eine Ersetzung der militärischen Perspektive durch eine neue, auf den ökonomischen und sozialen Aspekten basierende, Vision stehen, erweisen sich als schwach.

Der neue politische Diskurs versucht, die Intention zu verdecken, den ganzen Subkontinent in die Kriegspläne einzubinden. Der Krieg soll auf die gesamt Region ausgedehnt werden. Mit dieser Perspektive würde eine Umwandlung des Kolumbienplans in einen »Andenplan« dem Projekt einen umfassenderen Zusammenhang geben und die geostrategischen Pläne zweier Bush-Administrationen (Vater und Sohn) in das Oval Office aufnehmen.

Aber gehen wir Schritt für Schritt vor. Der militärische Fokus der Antidrogenpolitik der Vereinigten Staaten, die George Bush senior Anfang der 90er Jahre einführte, hat sich als totaler Fehlschlag herausgestellt. Seit dieser Zeit hat das Denken des Weißen Hauses und des US-Kongresses, das auf der Annahme fußt, die Nachfrage nach Drogen hinge vom Angebot ab, den Krieg in die Andenstaaten getragen. In ihnen nämlich befinden sich die Zentren des Anbaus, der Produktion, der Verarbeitung und des Transportes von Rauschgiften. Allerdings hatten die USA Kolumbien schon vorher in ein Versuchslabor verwandelt, in dem sie ihre gewaltsame Politik der Brandrodung von unerlaubten Anbauflächen erprobten. Vom dem Gift Paraquat wechselte man zum Glifosat für das Marihuana und zum Garlon-4 für die Koka, später wandte man sich noch giftigeren Vernichtungsmitteln wie dem Imazapyr und dem Tebuthiuron zu. Im Jahr 2000 begann Washington im Rahmen des Kolumbienplans, Druck auf Bogotá auszuüben, damit die kolumbianische Regierung zur beschleunigten Ausrottung ein gefährliches, in Europa umstrittenes Mittel anwende: den biologischen Stoff Fusarium Oxysporum, ein genetisch gezielt veränderter Pilz. Aber die Strategie hatte keine positiven Auswirkungen. Nach Angaben der Central Intelligence Agency (CIA) hat sich die Vernichtung der Anbauflächen als unbedeutend herausgestellt. 1981 hatte Kolumbien 25000 Hektar mit Marihuana und Koka bepflanzte Anbaufläche, 2001 wird auf 120000 Hektar Koka angebaut. Auch die Produktion von Heroin und Kokain ist angewachsen. Dieses Phänomen hat die Entstehung einer neuen reichen und gewalttätigen Schicht erlaubt, die Kolumbien heute im Bündnis mit der einheimischen Oligarchie zu einem Mafia-Staat gemacht hat. Andererseits hat es auf der Seite der Nachfrage ebenfalls keine positive Entwicklung gegeben. Der US-Markt ist mit derzeit schätzungsweise 14 Millionen Konsumenten im Wachsen begriffen. Trotzdem würde diese Perspektive der Analyse wackelig bleiben, wenn wir nicht die andere Seite des »Drogenkrieges« des Weißen Hauses betrachten würden: die militärische Komponente. Sehr schnell nach dem Ende des Kalten Krieges ersetzten der Militärisch-Industrielle Komplex, die Strategen des Pentagon und die CIA das »kommunistische Gespenst« durch einen neuen modischen Feind, die »Drogenguerilla«. Im Fall Kolumbiens wird dieses Etikett benutzt, um angesichts enger Bindungen der FARC zum Volk und ihrer bedeutenden militärisch-politischen Fortschritte in den letzten Jahren den Interventionismus der Vereinigten Staaten zu rechtfertigen. Dies ist der heimliche Hintergrund des Kolumbienplans, den das Pentagon mit dem Scheinargument des Kampfes gegen den Drogenhandel zu rechtfertigen sucht. Ein Vorwand, mit dem die USA auch die Präsenz von 400 militärischen »Beratern« und 70 privaten Söldnern - Experten in Sachen Dschungeltraining, Radaroperationen, Funkkommunikation und Luftaufklärungsmissionen - erklären. Die These dient auch als Deckmantel für die Flüge der Spionageflugzeuge AWACS und Orion des nordamerikanischen Verteidigungsministeriums. Der Kolumbienplan ist Ausdruck des heutigen räuberischen Kapitalismus. Dieser sucht Stabilität in der hegemonialen Akkumulation des Finanzkapitals und neuen Eroberungskriegen. Zusammen mit der geostrategischen Neupositionierung des Pentagon in der Region zielt der US-Interventionismus in Kolumbien auf die Förderung der Interessen der transnationalen Erdöl-, Kohle- und agroindustriellen Konzerne und darauf ab, sich schließlich die Natur und das Wasservorkommen der Amazonasregion anzueignen. So hängt die zwangsweise Umsiedlung der bäuerlichen Bevölkerung mit einer neuen Konzentration des Bodens in den Händen von Großgrundbesitzern zusammen. Es handelt sich um eine kombinierte Offensive des Pentagon, der Monopole und der kolumbianischen Oligarchie, die auf eine Ausrottung der Reste der Bauernwirtschaft ausgelegt ist, um neue Privatisierungen und eine Gegen-Agrarreform zugunsten der lokalen Großgrundbesitzer anzuregen. Agroindustrien und Multinationalen, die sich mit dem Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen beschäftigen, sollen neue Ressourcen geschaffen werden. Darum muß die Guerilla- und Volksbewegung in Kolumbien militärisch und politisch zerschlagen werden. Und danach werden Venezuela, die Landlosen Brasiliens, die bolivianischen Kokabauern und jede Form organisierten Widerstandes gegen die Auswirkungen des Kapitalismus und seines neoliberalen Modells in Amerika folgen.

 

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