Deutschsprachigen kolumbianischen Zeitschrift der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens - Armee des Volkes (FARC-EP).-
08.08.2001.-Nr 23 (März - Juni 2000)

Gastkolonne

Die Yankees intervenieren bereits

Von Domingo Alberto Rangel, Gastkolumnist und Journalist aus Venezuela

Im Jahr 1999 stieg die US-Militärhilfe für Kolumbien schwindelerregend an. Das südamerikanische Land ist damit von einem unbedeutenden Platz auf den dritten Rang der weltweiten Ausgaben der USA für Militärhilfe vorgerückt und wird nun nur noch von Israel und Ägypten übertroffen. Diese Tatsache spricht für sich. Mehr braucht man eigentlich gar nicht zu wissen, um zu verstehen, daß der Krieg in Kolumbien das Pentagon, den Kongreß und das State Departement mehr als alles andere beschäftigt.

Militärhilfe von den Vereinigten Staaten zu erhalten und bei diesen Zahlungen auf dem dritten Platz zu stehen, weist schon darauf hin, daß es sich um einen sehr ernsten Konflikt handelt. Es gibt derzeit in ganz Amerika keine Situation, die mit dem Bürgerkrieg in Kolumbien vergleichbar wäre. In ihm spiegeln sich alle Widersprüche der heutigen Welt wider. Eine unmoralische Ordnung, die Millionen von arbeitenden Menschen zu Gefangenen macht, eine einheimische Oligarchie, die einer habgierigen Hydra gleicht sowie politische und militärische Mechanismen, die geschaffen wurden, um zu unterdrücken und das Volk auszubeuten. Das ist das derzeitige Bild eines Kolumbiens, dem die USA so viel Hilfe zugestehen.

Schon seit einigen Jahren diskutieren die USA, wie sie am besten in diesen Konflikt intervenieren können, um den Aufstand des Volkes niederzuschlagen. Das Problem für das nordamerikanische Imperium besteht darin, daß dieser Krieg ein bewaffneter Volksaufstand ist, in dessen Verlauf die Aufständischen in weiten Bereichen des kolumbianischen Lebens zunehmend Fuß fassen. Es ist kein isolierter Waffengang, der Aufstand drückt den Veränderungswillen des Volkes aus, den es nie auf legalem politischen Weg verwirklichen konnte. Der bewaffnete Aufstand war der letzte Weg. Tausendmal schon haben in der neueren Geschichte Kolumbiens weitsichtige Persönlichkeiten gewarnt, daß sich das Land entflammen könnte. Doch ihre Warnung verhallte ungehört.

Im Strudel der Gewalt

Die Übergangenen verloren also ihre Geduld und beschlossen, die ihnen vorenthaltenen Rechte mit der Waffe zu erstreiten. Dabei mußten sie, ohne daß sie jemals den Mut verloren hätten, feststellen, daß dieser Weg sehr hart ist. Und somit durchlebt Kolumbien heute einen bewaffneten Konflikt, der von der Le Monde in Paris gegenwärtig als einer der wichtigsten eingestuft wird. Die USA, die sich - mit den Worten Bolívars gesprochen - dazu auserwählt glauben, jede internationale Bedrohung zu erkennen, würden sich gern direkt in den kolumbianischen Krieg einmischen.

Die Bataillone der Marineinfanterie, die kürzlich an den Küsten Kolumbiens anlandeten, das eindrucksvolle Kriegsmaterial, das an einigen Stränden angesammelt wurde, und die Marschreihen der Gringos mit ultramodernen Waffen, die auf krummen Wegen nach Kolumbien gebracht wurden, begannen das Bild der Journalisten zu bestimmen, die sich auf irgendeine Weise mit der kolumbianischen Situation befaßten.

Als im vergangenen Jahr die Intervention bedrohlich nahe schien, deuteten dies die Journalisten zwar, sie hielten sich aber zurück, auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Im Pentagon jedoch erfolgte eine Wende. Seit 1999 wurde offen gefordert, andere Mittel anzuwenden. Im Kosovo errangen die Streitkräfte der Yankees zur selben Zeit einen überwältigenden Sieg, ohne daß ein einziger Marineinfanterist landete, ohne einen einzigen Verlust beklagen zu müssen. Der Luftterror, dem diese Region ausgesetzt wurde, fügte Serbien eine Niederlage zu. Wäre es nicht möglich, in Kolumbien das gleiche Ergebnis zu erreichen, ohne nur einen einzigen US-amerikanischen Soldaten auf kolumbianisches Territorium zu entsenden - nur durch Luftangriffe? Aber diese Überlegung wurde wieder verworfen. Denn Kolumbien ist zu groß. Es hat ein Territorium mit ausgedehnten und rauhen Bergen. Seine Bevölkerung ist sehr viel zahlreicher und lebt viel verstreuter als die Serbiens. Im Falle einer militärischen Lösung müssen die USA intervenieren. Darin sind sich das Pentagon und das State Departement einig geworden. Doch die Art und Weise des Vorgehens war Gegenstand langer Kontroversen. Dann kam man zu einer Entscheidung.

Seit Mitte 1999 steht der Entschluß der USA fest, ihre Intervention mittels der kolumbianischen Streitkräfte durchzuführen. Diese Armee soll gestärkt werden. Der Plan ist so simpel wie verheerend: Der kolumbianischen Armee werden so viele Waffen ausgehändigt, wie die US-amerikanischen Arsenale hergeben. Die Armee soll als Instrument des Kampfes perfektioniert werden. Die jährliche Militärhilfe für Kolumbien hat schon die Milliardengrenze überschritten und wird im Jahr 2000 voraussichtlich zwei Milliarden Dollar erreichen. Das Imperium hat es eilig. Es will eine perfekte kolumbianische Armee sehen. Denn jeder erstrebt die höchste Macht für die Seinen.

Doch alles das ist auf Sand gebaut. Die Armee, die von den Yankees in Kolumbien aufgerüstet wird, kann noch so gigantisch, perfekt und beeindruckend sein, so als wären alle Götter des Olymp wiederauferstanden. Hinter jedem Krieg steht jedoch ein politisches Problem. »Der Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln«, sagte Clausewitz in einem der meistzitierten Sätze der Weltliteratur. Und in diesem Krieg verbeißen sich die Yankees in ein altes Kolumbien - ein Kolumbien, das unterdrückerisch und raubgierig ist. Aber ob mit einer modernen oder altmodischen Armee, mit vielen oder wenigen Waffen: Dieses Kolumbien wird den Krieg verlieren. Dieses Kolumbien kann viele Generale haben und über alle erdenklichen Waffenarsenale verfügen. Doch dieses Kolumbien hat sein eigenes Volk verloren. Und dieser elementare Fakt wird den Krieg entscheiden. Das Problem, vor dem die Yankees stehen, ist einfach. Sie können den souveränen Willen des kolumbianischen Volkes achten oder sich dagegenstellen. Sie können mit ihrer Marineinfanterie gegen diesen Willen vorgehen, mit ihren supermodernen militärischen Einheiten oder mit Hilfe der kolumbianischen Armee. Doch in allen diesen Fällen wird es eine Intervention bleiben, die vom Volk zerschlagen werden wird.

Caracas, im Februar 2000

Das Verzeichnis >>

Das Gastbuch | Forum | Die Redaktion | Der WEB-Meister

  колонка редактора
  Editorial
Версия на русском языке Уделом Колумбии не может быть война
Версия на немецком языке Das Schicksal Kolumbiens darf nicht der Krieg sein

Хильберто Виейра: из когорты незаменимых

  гостевая колонка
  Gastkolonne
Версия на русском языке Американцы уже сегодня осуществляют интервенцию в Колумбию
Версия на немецком языке Die Yankees intervenieren bereits
  политика
  Politik
Версия на русском языке Диалог - да, но...
Версия на немецком языке Dialog ja, aber

СМИ и их “должок” перед Колумбией

Поездка во имя мира

Версия на русском языке Одного дня недостаточно
Версия на немецком языке Ein Tag ist nicht

Суровая реальность...

  права человека
  Recht den Menchen
Версия на русском языке Права человека и международное гуманитарное право
Версия на немецком языке Humanitäres Völkerrecht und Menschenrechte
  экономика
Жадность сгубила жадного
  события в мире
Форум Сан-Паулу
  наша история
История сопротивления негров в колониальную эпоху
  культура
Латиноамериканцы
  иные мнения
  Unsere Geschichte
Версия на русском языке Это не план: это - война
Версия на немецком языке Es geht nicht um einen Plan, es geht um Krieg

"Радикальные Новости"

Hosted by uCoz