Deutschsprachigen kolumbianischen Zeitschrift der
Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens - Armee des Volkes (FARC-EP).-
08.08.2001.-Nr 23 (März - Juni 2000)
Unsere Geschichte
Es geht nicht um einen Plan, Der Plan Colombia: In Kolumbien wird noch beschönigt, was die US-amerikanische Presse offen ein Projekt des Krieges nennt. Von Daniel Samper, Pizano, El Tiempo, 10. März 2000 Es ist bekannt: Der plan Colom-bia ist einfach der Vorschlag, Probleme, die sozialer, wirtschaftlicher und vor allem friedlicher Lösungen bedürfen, durch Gewalt zu lösen. Dies ist allen bekannt; mit Ausnahme des Herrn Präsidenten, der seinen Rücktritt für den Fall angekündigt hat, daß sich der kriegerische Charakter des Projektes herausstellen sollte (ihn haben sie offenbar auch betrogen); mit Ausnahme des Herrn Innenministers, der diejenigen, die die Herkunft des Planes kritisieren, als vaterlandslose Gesellen bezeichnet; mit Ausnahme der Frau Regierungssprecherin, die mit kaum mehr als nichts in der Hand einen phantastischen »alternativen Entwicklungsplan« ins Werk setzen möchte. Als die Regierung mitsamt ihren wichtigsten Freunden aus dem Finanzsektor vor einigen Monaten nach Washington flog, da hofften manche Kolumbianer, daß die USA ein großes Wirtschafts- und Sozialprogramm zur Rettung unseres Landes auflegen würden. Die Zeit hat diesen Irrtum offensichtlich werden lassen. Nicht nur, daß unsere Angelegenheiten nun in Washington diskutiert werden; nicht nur, daß uns das Weiße Haus seine Lösungsvorschläge aufdrückt. Nein, es geht hier nicht einmal um ein Entwicklungsprogramm, sondern um eine große Militäroperation. Wir sollten in diesen Kategorien über die Sache sprechen. Es gibt jene, die keinen Zweifel an diesem kriegerischen Charakter hegen; und sie begrüßen den Krieg, weil er ihnen der einzige Weg scheint, mit der Guerilla, den Paramilitärs und Drogenhändlern Schluß zu machen. Ich aber mißtraue der Rede vom »guten Krieg«, und ich bezweifle, daß eine Welle der Gewalt in eine Zukunft des Fortschritts und des Wohlstandes führt. Man muß der Tatsache ins Auge blicken, daß wir uns mit dem plan Colombia auf einem Schlachtfeld größeren Ausmaßes wiederfinden werden. Die Gringos wissen dies, und sie verschweigen es nicht. Vor einigen Tagen konnten wir im Editorial der New York Times genau die Ängste ausgesprochen finden, die auch wir haben: »Er sagte, daß der Plan weder eine realistische Strategie zur Bekämpfung der illegalen Drogen enthielte noch einen nachvollziehbaren Weg in Richtung Frieden und Stabilität. Vielmehr bestehe die ernste Gefahr, daß die USA in einen teuren Antiguerillakrieg hineingezogen werden könnten.« Und weiter: »Dieser Plan neigt sehr stark zu einer militärischen Lösung für ein Problem, das sich schon seit vielen Jahren jeglicher militärischen Lösung entzogen hat.« Das Magazin Time geht noch weiter in seiner Analyse der Militärhilfe, die drei Viertel der 1600 Millionen Dollar ausmacht, deren Freigabe der US-Kongreß diskutiert. Im Mittelpunkt des plan Colombia steht die Lieferung von 30 Huey-Hubschraubern, alten Maschinen, die schon in Vietnam (ohne Erfolg) im Einsatz waren und jetzt - mit neuen Motoren versehen - zurück in den Dschungel sollen. Time zufolge handelt es sich bei diesen Hubschraubern um Schrott. Die Helikopter, die Kolumbien 1997 erhielt, waren nur zehn Stunden in der Luft, bis sie in die Werkstatt mußten. Nur zwei der Hubschrauber waren nach acht Wochen noch funktionstüchtig. Mexiko hat eine ähnliche Erfahrung gemacht. 1997 erhielt es 73 Hueys, von denen zu keinem Zeitpunkt mehr als zwölf flugtauglich waren. Nachdem sich ein Jahr später ein tödlicher Unfall ereignete, schickte Mexiko den USA die Helikopterflotte zurück - auf LKWs verladen. Kugeln, Vertriebene und Gift Der Krieg, um den es hier geht, hat mehrere Folgen.
Abschließend sei The Economist zitiert, der seine letzte Titelgeschichte dem kolumbianischen Problem widmete: »Dieser Krieg wird nicht mit Hubschraubern gewonnen werden.« Es ist so: Unser Land braucht keine Waffen, unser Land braucht solidere demokratische Institutionen und eine allgemeine Rechtssicherheit. Und, so muß man hinzufügen, ohne eine gerechtere Verteilung unserer knappen Güter und begrenzten Möglichkeiten wird es keinen Frieden und keine Gerechtigkeit geben, niemals. |
|